Wie zuvor dargelegt wurde, war die afrikanische Sklaverei kein europäisches Importprodukt. Mehr als ein Jahrtausend lang dominierten arabische und schwarzafrikanische Sklavenhändler den innerafrikanischen Menschenhandel. Selbst im 21. Jahrhundert existieren in einigen afrikanischen Staaten noch immer Formen der Sklaverei, wie etwa in Mauretanien oder dem Sudan (1).
In weiten Teilen des Kontinents konnte der Sklavenhandel jedoch zu Beginn des 20. Jahrhunderts eingedämmt werden. Was war der Grund dafür?
1792 verbot Dänemark als erstes Land die Sklaverei in seinen Kolonien binnen zehn Jahren. Das britische Empire folgte 1807 dem dänischen Beispiel (2). Alle anderen europäischen Nationen taten es ihnen in den Jahrzehnten darauf gleich. Mit dem Beginn der Kolonialzeit erhielt auch der Abolitionismus (Abschaffung der Sklaverei) Einzug in Afrika.
Von postkolonialen Historikern stets verteufelt, war es gerade die Berliner Kongokonferenz 1884/85, auf welcher die Bekämpfung der afrikanischen Sklaverei zu einem Hauptziel der Kolonialmächte erklärt wurde. Besonders in Deutschland fanden abolitionistische Bestrebungen großen Anklang. 1888 wurde etwa im Reichstag ein Antrag zur Bekämpfung der Sklaverei mit großer Mehrheit angenommen. Reichskanzler Otto von Bismarck legte dem Parlament kurz darauf einen ähnlichen Gesetzesentwurf vor (3).
Ob aus Kalkül oder Humanismus: die deutsche Ankunft in Afrika behinderte die örtliche Praxis der Sklaverei. Maßgebliche Gegner der Kolonialherren waren daher vor allem arabische und afrikanische Sklavenhändler (4). In Deutsch-Ostafrika kam es auch deshalb ab 1888 unter der Führung des Sultans von Sansibar zu einem Aufstand gegen die Deutschen (5).
Der französische Ethnologe Jean-Pierre Warnier befand, dass die Sklaverei in Afrika ohne die Europäer womöglich lange weiterbestanden hätte (6). Europäer waren Täter, Opfer und Befreier, ebenso wie Afrikaner gleichermaßen Täter und Opfer waren. Postkoloniale Schwarz-Weiß-Muster entbehren auch in dieser Episode europäischer Kolonialgeschichte jeder Grundlage.
Quellen:
(1) Schwikowski, M. & Kane M. (2021). Sklaverei in Afrika: Noch lange nicht überwunden. Deutsche Welle. Verfügbar unter: https://www.dw.com/de/die-sklaverei-in-afrika-ist-noch-lange-nicht-überwunden/a-59990116 .
(2) Brodkorb M. (2025): Postkoloniale Mythen. Springe: Zu Klampen Verlag, S.16.
(3) Ebd., S. 31.
(4) Ebd., S. 36.
(5) Ebd., S. 34.
(6) Warnier J. (1995): Slave-Traiding without Slave-Raiding in Cameroon, in: Paideuma 41, S.265.